Aus Liebe zur deutschen Sprache
„Ich spreche Deutsch praktisch schon seitdem ich mich erinnern kann“, sagt Adrian Jelitto-Piechulik, Finalist der gesamtpolnischen Deutscholympiade, deren letzte Runde im März in Posen stattgefunden hat. In diesem Jahr stammten 9 – viele von ihnen aus den Reihen der deutschen Minderheit – der 73 Finalisten aus der Woiwodschaft Oppeln.
Mehr als Grammatik: Fokus auf Sprache, Landeskunde und Literatur
Zum 48. Mal traten die begabtesten Schüler in anspruchsvollen Tests über die deutsche Sprache gegeneinander an. Wie in der ersten Runde auf kommunaler Ebene sowie in der zweiten auf Woiwodschafts-Ebene mussten in der finalen dritten Runde des Wettbewerbs die Jugendlichen mal mehr, mal weniger schwierige Aufgaben rund um die deutsche Sprache bearbeiten. Während die Grammatik in dieser Runde kaum eine Rolle spielte, waren im mündlichen Teil der Tests die Themen deutschsprachige Literatur, deutsche Landeskunde (sprich: Geografie, Geschichte, etc.) und persönliche praktische Deutschkenntnisse in einem bestimmten Thema besonders gefragt. Hinzu kam im schriftlichen Part die Arbeit mit deutschen Lesetexten.

Foto: Konsulat Generalny Niemiec we Wrocławiu/Facebook
Starke Präsenz aus Oppeln: Finalisten mit Minderheitenhintergrund
Einige der Teilnehmenden stammen aus der Woiwodschaft Oppeln, mehrere der Finalisten haben einen Hintergrund in der deutschen Minderheit.
Von Kindesbeinen an: Maria Barteks Dankbarkeit und Motivation
So beispielsweise Maria Bartek, die das erste Mal an der Olympiade teilnimmt. Ihre ersten Erfahrungen mit dem Deutschen hat sie schon als Kleinkind gemacht: „Mein Vater, Rafał Bartek, hat mir, seitdem ich klein war, Deutsch beigebracht. Mir gefällt es, die deutsche Sprache ist mir sehr wichtig. Besonders mag ich, dass ich mich mit mehr Menschen unterhalten und mehr kennenlernen kann. Also, ich kann meinem Vater nur dankbar sein.“
Lebenslange Verbindung: Adrian Jelitto-Piechulik und die Schönheit des Deutschen
Auch Adrian Jelitto-Piechulik, der schon mehrmals an der Deutscholympiade teilgenommen hat, ist von Kindesbeinen an mit der deutschen Sprache aufgewachsen: „Ich spreche sie praktisch schon, seitdem ich mich erinnern kann, sie hat einen sehr schönen, ästhetischen Klang. Speziell eher ältere Wörter, die heute nur noch wenig benutzt werden, sind für mich schon einzigartig.“

Konsulat Generalny Niemiec we Wrocławiu/Facebook
Sprache verbindet und klingt schön: Daniela Czeczors Perspektive
„Mir geht es darum, eine andere Sprache zu sprechen, neue Menschen kennenzulernen und neue Freundschaften zu schließen“, erzählt Daniela Czeczor, eine weitere Finalistin. Daniela ist zweisprachig aufgewachsen, war bei mehreren Veranstaltungen vom Bund der Jugend der deutschen Minderheit dabei und schon mehrmals in Deutschland. Ähnlich wie Adrian begeistert sich die Schülerin aber auch für den Klang der Sprache: „Mir wurde schon gesagt, dass ich auf deutsch höher und freundlicher klinge. Mir gefällt das sehr, denn ich finde es schade, dass Deutsch für viele immer noch zu Unrecht einen schlechten Ruf hat. Viele sagen, dass es aggressiv klingt, was ich aber nicht nachvollziehen kann.“
„Man muss auch nicht gewinnen, Hauptsache man gibt sein Bestes und hat Spaß.“ sagt Daniela Czeczor.
Intensive Vorbereitung: Unterstützung durch Schule und Familie
Um bei der Deutscholympiade gute Chancen zu haben, haben sich die genannten Finalisten intensiv vorbereitet. Neben den Fachkräften in der Schule erhielten sie dabei natürlich auch von der Familie tatkräftige Unterstützung. Maria Bartek meint: „Meine Schwester Emily hat letztes Jahr teilgenommen, mit ihr habe ich die Themen besprochen. Ich habe mir auch einiges selbst angeeignet, aber ohne sie wäre das viel schwieriger gewesen. Am Ende war der Test zwar herausfordernd, aber nicht zu schwer oder gar unmöglich zu bewältigen.“ Und für ihr zukünftiges Studium strebt die Schülerin an, auch ein Zertifikat der deutschen Sprache vom Goethe-Institut zu erhalten: „Also, ich ziehe es definitiv in Erwägung, nochmal teilzunehmen. Auf diese Weise kann ich zudem meine Fertigkeiten noch stärker verbessern.“ Maria plant, in Zukunft vielleicht Medizin oder Lehramt studieren, wenn möglich auch in Deutschland.
„Es hat sogar Spaß gemacht“: Adrian Jelitto-Piechuliks positive Bilanz
Adrian Jelitto-Piechulik zeigte sich ebenfalls dankbar, dass seine Eltern mit ihm geübt hatten: „Ich bin äußerst froh und stolz, das geschafft zu haben. Die Bereiche von Geschichte und Politik fielen mir am leichtesten, es hat sogar Spaß gemacht. Nur im mündlichen Teil konnte ich leider nicht über das Thema reden, was ich mir eigentlich mir vorgenommen hatte.“ Auch er will beim nächsten Mal erneut antreten: „Posen ist eine sehr schöne Stadt, und ich habe viele tolle Menschen getroffen. Ich denke, ich sehe keinen Grund, es nicht nochmal zu versuchen.“

Foto: Uniwersytet im. Adama Mickiewicza w Poznaniu
Begeisterung pur: Daniela Czeczors Erlebnis in Posen
Ausschließlich positive Worte findet Daniela Czeczor, für die der Wettbewerb weder zu schwer noch zu stressig war: „Rückblickend konnte ich durchaus nützliche Erfahrungen sammeln und habe mit neuen Freundinnen, die ich beim Finale in Posen kennengelernt habe, eine echt tolle Zeit verbracht. Am Sonntag, dem letzten Tag, wollte ich schon gar nicht mehr nach Hause (lacht). Mit meinen Freundinnen plane ich auch, bei der Olympiade ab jetzt jedes Jahr bis zum Abitur mitzumachen, um ins Finale zu kommen. Man muss auch nicht gewinnen, Hauptsache, man gibt sein Bestes und hat Spaß.“ Auch sie plant, zukünftig vielleicht in Deutschland zu studieren.
Mehr als ein Wettbewerb: Wertvolle Erfahrungen und Zukunftspläne
Letzten Endes haben die Finalisten nicht nur erfolgreich am Wettbewerb teilgenommen, sondern konnten zusätzlich ihre Fähigkeiten verstärken. Für sie selbst war es eine Veranstaltung, die sich vollends gelohnt hat. Und dass sie sich in Zukunft noch intensiver mit der deutschen Sprache beschäftigen wollen, steht außer Frage.
Jonathan Lembrecht
Falls Sie noch mehr über die Deutscholympiade wissen wollen und sich für die Bedeutsamkeit der deutschen Sprache interessieren, können Sie auch HIER über das Finale der Woiwodschafts – Etappe im Februar 2025 lesen:
Mit Wissen und Selbstsicherheit in die letzte Runde