Miłość bez posiadania

wochenblatt.pl 9 miesięcy temu
Zdjęcie: Ehrenplatz in der ersten Reihe für die drei besten Teilnehmer: Wiktor Rafalski, Maria Podlejska und Piotr Zimniak(v. l.) Foto: Uwe Hahnkamp


Wettbewerbe gibt es viele anPolens Schulen: zum Wissen in verschiedenen Fächern, abgefragt als Test oder Aufsatz, als Fach-Olympiade oder als Konkurrenz auf Schul- und Gemeindeebene sowie landesweit. Am 13. Dezember wurden in Osterode im 1. Allgemeinbildenden Lyzeum „Jan Bażyński“ (I. LO) die Preisträger eines besonderen Wettbewerbs gekürt. Das hängt mit seinem Thema, den Anforderungen an die Arbeiten sowie dem Stifter seiner Preise zusammen.

Begonnen hat im nunmehr vergangenen Jahr 2023 alles mit einer Spende von 1.000 Euro. Doch die Vorgeschichte zu diesem Wettbewerb begann eigentlich mit dem Jahr 1925. Damals wurde in Osterode Armin Mruck geboren. Der heute 98-Jährige ist der letzte noch lebende Abiturient des ehemaligen Kaiser-Wilhelm-Gymnasiums in Osterode, das er bis 1943 besuchte. Der junge Schulabgänger wurde danach prompt eingezogen, an die Front geschickt und verwundet. Danach verschlug es ihn ins Gebiet der heutigen Bundesrepublik Deutschland, wo er in Göttingen studierte und sich seine ersten Sporen an der Universität in Oldenburg verdiente. 1951 landete er in den USA, wo er seither lebt und arbeitet.

Neun der elf Teilnehmer des Wettbewerbs mit dem Schuldirektor Piotr Patejuk(links), der Deutschlehrerin Agnieszka Dota-Kubińska(2. v. r.)und dem Gast Henryk Hoch (rechts)
Foto: Uwe Hahnkamp

Botschaften aus der Ferne…

Heute ist er Professor für Geschichte an der Towson-Universität im US-Bundesstaat Marylandund hat sich thematisch auf die deutsche Widerstandsbewegung in der Zeit des Nationalsozialismus spezialisiert. Aufgrund seiner Lebenserfahrungen hat er sich für den studentischen Austausch und die Verständigung zwischen den USA und Deutschland stark gemacht, wofür er mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet wurde. Das Schaffen von Begegnungen und Verständigung ist ihm ein Herzensanliegen – daher war das Thema des von ihm mit den genannten 1.000 Euro angestoßenen Wettbewerbs, der den Namen des großen Europäers Johann Gottfried Herder (1744-1803)trug, der Brückenbau zwischen der polnischen und deutschen Nation unter verschiedenen Aspekten.

Ehrenplatz in der ersten Reihe für die drei besten Teilnehmer: Wiktor Rafalski, Maria Podlejska und Piotr Zimniak(v. l.)
Foto: Uwe Hahnkamp

Wichtig war ihm als geborenem Osteroder, dass der Wettbewerb ebendort stattfindet; und als Absolvent des Kaiser-Wilhelm-Gymnasiums, dass die Schüler des I. LO „Jan Bażyński“ sich mit seinem Thema befassen, denn dieses befindet sich heute im gleichen Gebäude wie damals sein Gymnasium. Für die prämierten Teilnehmer und ihre Gäste hatte er ein Video mit einer Grußbotschaft aufgezeichnet, das während der Preisverleihung gezeigt wurde. Wegen seines Alters und wegen der Zeitverschiebung konnte er weder persönlich noch per Zuschaltung direkt teilnehmen.

…und bewegende Botschaften in den Arbeiten

„Die polnischen Schülerinnen und Schüler, die sich heute auf das Abitur vorbereiten, schreiten durch dieselben Türen wie damals Professor Armin Mruck, unter dem strengen Blick der Eule über dem Portal“, so Burghard Gieseler, der Vorsitzende der Kreisgemeinschaft Osterode/Ostpreußen in seinem brieflichen Grußwort. „Sie ist der Vogel der griechischen Göttin der Weisheit Athene, die nach den Wirren der Odyssee dafür gesorgt hat, dass wieder Frieden herrschte.“ Eine Aufgabe, die die Kreisgemeinschaft Osterode mit ihrer Hilfe ohne historische Ansprüche im Sinne von Marion Gräfin Dönhoffs(1909–2002) Leitmotiv „Lieben, ohne zu besitzen“ übernimmt und weiterträgt.

Die Eule über dem Eingang der Schule
Foto: Uwe Hahnkamp

Vor Ort, bei Wettbewerb und Preisverleihung, wurde sie von Henryk Hoch, dem Vorsitzenden des Vereins der deutschen Minderheit „Tannen“ in Osterode sowie des Verbandes der deutschen Gesellschaften in Ermland und Masuren (VdGEM),vertreten. Er stellte auch die Kontakte zum I. LO, zu dessen Direktor Piotr Patejuk und zur Deutschlehrerin Agnieszka Dota-Kubińska her, unter deren Aufsicht der eigentliche Wettbewerb ablief.

Eingegangen waren letztendlich insgesamt elf Arbeiten, was bei den sieben schwierigen Unterthemen und dem geforderten Umfang der Arbeiten von mehreren Seiten im DIN-A4-Format ein stolzes Ergebnis ist. Immerhin winkten den drei besten Arbeiten ein Geldpreis von umgerechnet je 250 Euro, für zwei weitere hatte die Kreisgemeinschaft Osterode jeweils 125 Euro ausgelobt. Die Jury hatte es bei den sehr guten Arbeiten nicht einfach mit der Auswahl, war sich aber von polnischer und deutscher Seite erstaunlich einig, was Direktor Patejuk sehr freute: „Es sieht so aus, als ob wir auf einer Wellenlänge liegen, was Fragen der Identität und des kulturellen Erbes der Region angeht, und wie wir offen sind.“

Von Brotbacken und Schweizerdeutsch

Dabei hatten zwei der drei besten Arbeiten „Kunst als universelle Sprache der Verständigung“ zum Thema. Während Maria Podlejska aus der 2. Klasse in ihrem Essay zu einem Durchlauf durch Philosophie und verschiedene Künste ausholte, konzentrierte sich Wiktor Rafalski aus der 4. Klasse eher auf den Alltag und nahm unter anderem traditionelles Brotbacken in Karnitten(Karnity)als Kunst, die Menschen verbindet,unter die Lupe.

Die Schüler, die sich heute auf das Abitur vorbereiten, schreiten durch dieselben Türen wie damals Armin Mruck.

Dritter im Bunde der Hauptpreisträger war Piotr Zimniak, ebenfalls aus der 4. Klasse, der aus biografischen Gründen das Thema „Mehrsprachigkeit als kulturelle Brücke“ gewählt hatte. Er ist in Deutschland geboren und dort sowie in der Schweiz aufgewachsen. Für seine Arbeit interviewte er seine Schwester, die ähnliche Erfahrungen gemacht hat wie er. Ein Interview für das Radio der deutschen Minderheit „Allensteiner Welle“ gab er auf Deutsch –und überraschte sogar mit gutem Schweizerdeutsch.

Gruppenbild mit den Gewinnern der Hauptpreise
Foto: Uwe Hahnkamp

Die Preisträger und ihre Mitschüler in der bis an den Rand gefüllten, seit früher kaum veränderten Aula des I. LO „Jan Bażyński“ unterhielt als Abrundung der gelungenen Feier die Siegerin des diesjährigen Wettbewerbs des deutschen Liedes in Osterode, Amelia Łojek, mit Sarah Connors Song „Wie schön du bist“.

Wegen des großen Interesses am Wettbewerb und seines Erfolgs signalisiert die Schule bereits ihre Bereitschaft zu einer Fortsetzung –und auch Henryk Hoch findet die Idee gut. „Vielleicht mit Immanuel Kant, der 2024 seinen 300.Geburtstag feiert, als Namensgeber. Und wenn seine Gesundheit es ihm erlaubt, kommt dann Professor Mruckzu Besuch. Er war 2016 zuletzt hier, möchte aber seine Heimatstadt noch einmal besuchen“, sagte er.

Uwe Hahnkamp

Idź do oryginalnego materiału