Oberschlesiens erste Universität
Die erste Universität in Schlesien wurde in Breslau gegründet – es war die Academia Leopoldina, und die wunderschöne Barockhalle der heutigen Universität zeugt noch heute von ihrer Bedeutung. Doch wie war es in Oberschlesien?
Der preußische König sah es ganz pragmatisch: Er brauchte eine Armee, eine Industrie, um sie auszurüsten, sowie gesunde Rekruten und Arbeiter. Außerdem waren hochwertige Nahrungsmittel für seine Untertanen nötig, und dafür schienen 120 Hektar Land unweit der Oder ideal. In der Nähe befanden sich auch Wälder, in denen Schweine weiden konnten (ja, ja – Schweine weideten früher in Wäldern, wie heute in Spanien). Folglich gab es spezifische und präzise Empfehlungen für die örtlichen Landbesitzer – und mehr. Das Ergebnis?
Unter den Besten
1847 wurde die Königliche Landwirtschaftsakademie in Proskau in einem Schloss gegründet, das nach den Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges wieder aufgebaut worden war. Sie war eine der besten landwirtschaftlichen Hochschulen Europas!

Ihr erster Direktor war Ernst Heinrich – ein Jurist, Teilnehmer an den Befreiungskriegen von 1813–1815 und Pächter landwirtschaftlicher Güter. Ihm übertrug der Innenminister die Aufgabe, auf den königlichen Ländereien eine Schule und ein Forschungsinstitut einzurichten. Heinrich leitete die Akademie von 1847 bis zu seinem Tod im Jahr 1863.
Sein Nachfolger wurde sein Stellvertreter aus der Gründungszeit der Akademie, der Tierzuchtspezialist Hermann Settegast. Seine Interessen beschränkten sich nicht nur auf die praktische Landwirtschaft; er widmete sich auch intensiv der theoretischen landwirtschaftlichen Bildung. In den Jahren 1863 und 1874 veröffentlichte er bedeutende Studien auf diesem Gebiet. Im Jahr 1868 erschien sein Werk Die Thierzucht, das für die Entwicklung der Landwirtschaft von grundlegender Bedeutung war. Bis 1888 wurden fünf Auflagen veröffentlicht – die letzte sogar im Jahr 2011!
Während seiner Amtszeit stieg die Zahl der Studenten stetig an: von 62 im ersten Jahr auf 72 und bis 1865 bereits auf 105.
Unter Settegast und Stoll
Im Jahr 1881 wurde die Landwirtschaftliche Akademie aufgelöst. Ihr wissenschaftliches Personal und ein Großteil ihrer Ausstattung wurden an die Universität Breslau sowie an die neu gegründete Königliche Landwirtschaftliche Akademie in Berlin verlegt, deren Rektor Hermann Settegast wurde.
Eine weitere bedeutende Persönlichkeit sollte jedoch nicht unerwähnt bleiben: Gustav Stoll, ein Gärtner aus Großpolen. Er lernte sein Handwerk in den königlichen Gärten in Charlottenburg, sammelte aber auch Erfahrungen in Frankreich und Italien. 1866 kehrte er in seine Heimat zurück und wurde zwei Jahre später Direktor des neu gegründeten Königlichen Pomologischen Instituts in Proskau.
1847 wurde in Proskau die Königliche Landwirtschaftsakademie gegründet – eine der besten landwirtschaftlichen Hochschulen Europas!
Zu seinen Aufgaben gehörten die Akklimatisierung und Erforschung verschiedener Obstarten – von Beeren bis zu Obstbäumen. Stoll befasste sich auch mit der Entwicklung neuer Sorten, ihrer Lagerung und Verarbeitung. Zudem gründete er einen botanischen Garten mit wissenschaftlichem Charakter, in dem viele der damals gepflanzten Bäume noch heute – nach mehr als 150 Jahren – bewundert werden können!
Das Institut stand in engem wissenschaftlichen und publizistischen Austausch mit führenden Zentren in Europa und den USA.
Krzysztof Wysdak